Bleiben Zinsen für immer niedrig?

Allzu schlichte Gemüter, nicht selten anzutreffen im politischen Berlin, halten Mario Draghi für den Alleinschuldigen, wenn es niedrige Zinsen zu beklagen gilt. Doch der Trend zum Zinsverfall begann bereits vor fast 40 Jahren mit der damaligen ökonomischen Überzeugung, dass mittels Deregulierung der Märkte und insbesondere der Finanzmärkte ein schuldenfreier Wohlstandsboom zu erreichen sei. Diese Überzeugung stellte sich als verheerender Irrtum heraus.

Quelle: Deutsche Bundesbank, Sauren Fonds-Research AG

In Deutschland fielen die Zinsen von über zehn Prozent – begleitet von teilweise heftigen Schwankungen, etwa im Zuge der deutschen Einheit – auf unter null bis zum Jahr 2016. Aktuell liegt das Niveau nur knapp höher. „Bleiben Zinsen für immer niedrig?“ weiterlesen

Dr. Schäuble – Irrtümer und Fehlleistungen

Der langjährige deutsche Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble genießt einen tadellosen Ruf als ausgefuchster Politiker, dem in diesem Geschäft keiner etwas vormachen kann. Zudem genießt er Ansehen, als ausgewiesener Sparkommissar den Haushalt saniert zu haben und ist einer der beliebtesten deutschen Politiker.

Doch sein Nimbus bröckelt. Auf seinem ureigenen Gebiet als Jurist zeichnet er wesentlich verantwortlich für zig Milliarden schwere Steuerausfälle und schaut seit Jahren tatenlos dem neuesten schweizerischen Steuersparmodell zu.

Mit seinem umstrittenen ökonomischen Ansatz ist die „Sanierung“ Südeuropas dramatisch gescheitert. Gleichzeitig setzt er die Zukunft Deutschlands und Europas aufs Spiel und opfert für seine „schwarze Null“ den volkswirtschaftlichen Kapitalstock, der für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes von entscheidender Bedeutung ist. „Dr. Schäuble – Irrtümer und Fehlleistungen“ weiterlesen

Erleichterung in Europa – Macron gewinnt französische Wahl

Europa atmet auf. Le Pen scheitert und die Finanzmärkte jubeln, zumindest kurzfristig. Doch was bedeutet die Wahl für die europäische Einigung. Können Frankreich und Deutschland wieder an einem Strang ziehen, denn die Gegensätze sind trotz regelmäßiger Küsschen der Regierungschefs frappierend. Hier der kraftstrotzende „Exportweltmeister“ und dort die französischen Probleme, die Hollande nicht meistern konnte.

Macron möchte, dass Deutschland seine starken Überschüsse abbaut, Deutschland fordert von Frankreich Strukturreformen und meint damit nichts Anderes als Lohndumping. Und in der Tat klaffen die Lohnentwicklungen seit Beginn des Euro weit auseinander.

Quelle: makoskop.eu/Flassbeck/die lange Sicht: Frankreich und Deutschland

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Ahnungsloser Sachverständiger beim Thema Altersvorsorge

Wenn über Vermögen diskutiert wird, ist das Thema Altersvorsorge nicht weit und immer als Wahlkampfthema geeignet. Bei jeder Gelegenheit wird der Bürger daran erinnert, doch fürs Alter zu sparen und der Staat hält ja wie oben ausgeführt lukrative Förderungen dafür bereit. Weil weder Staat noch Unternehmen Schulden machen, funktioniert das aber nicht so einfach. Denn wie bereits häufig erläutert, benötigt jeder Spargroschen auf der Gegenseite einen Schuldnergroschen.

Jedenfalls wurde neulich in einer Talkshow bei Maybritt Illner über das Thema Altersvorsorge diskutiert. Einer der Gäste war der Vorsitzende des Sachverständigenrates der Bundesregierung, Herr Prof. Christoph Schmidt. Vorgestellt wurde das österreichische Rentensystem, also aus einem Land, welches wirtschaftlich ähnlich stark ist wie Deutschland und vergleichbare demographische Entwicklungen aufweist.

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Ökonomische Ursachen der europäischen Krise

Sie haben es getan. Die Briten wollen Europa den Rücken kehren. Die Anführer des Brexit (Johnson und Farage) haben sich in die Büsche geschlagen und überlassen den Anderen die Aufräumarbeiten. Die Hysterie vor den befürchteten Folgen eines solchen Schrittes beförderte die Börsen erstmal talwärts. Wir sind jedoch überzeugt, dass die wirtschaftlichen Folgen geringer sein werden, als mancher besorgte Analyst dies als Horrorszenario an die Wand malt.

Während zumindest die Börsen anzeigten, dass die wirtschaftlichen Folgen zunächst gering bleiben, dürften die politischen Folgen jedoch ungleich größer werden. Europa muss sich fragen, wie die zunehmend kritische Haltung der Bürger zur EU, der Drift zu den politischen Rändern bzw. zum Nationalismus zu erklären ist. Wir kommen darauf zurück.

Wirkung der EZB Politik verpufft ohne fiskalische Unterstützung

Festzustellen ist, dass die extrem expansive Politik der Zentralbanken bestenfalls schlimmeres verhütet hat, eine positive Wirkung hinsichtlich Investition und Beschäftigung dürfte nicht mehr zu erzielen sein. Die Erwartung, dass mit fallendem Zins Investoren bereit seien zu investieren und damit die Wirtschaft in Gang zu bringen ist auch in normalen Zinsphasen empirisch wenig zu belegen, erst recht ist sie in einer sog. „Liquiditätsfalle“ zum Scheitern verurteilt. Der Jahrhundertökonom Keynes bezeichnete mit dem Begriff Liquiditätsfalle die Situation einer Volkswirtschaft, in der die offiziellen Zinssätze soweit gegen null gefallen sind, dass die herkömmliche Geldpolitik versagt.

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Das Ende des Zinses?

Wir hatten an dieser Stelle bereits mehrfach darüber nachgedacht, warum der Zins fällt und fällt. Dem klassischen deutschen Sparer mißfällt dies sehr, denn er muss sich, will er mit seinem Spargroschen etwas dazuverdienen, um Investitionen bemühen, statt ein risikoloses Zinseinkommen zu verein-nahmen.

Gerne schiebt man die Schuld dafür dem amtierenden EZB Chef Draghi in die Schuhe. Das Volk braucht für die Unbillen des Nullzinses einen Schuldigen. Doch dieser Gedankengang erscheint etwas zu schlicht.

Es gibt größere Zusammenhänge, die dafür verantwortlich sind und es ist ein langfristiger Trend, der die Zinsen in den westlichen Industrienationen in den letzen fast vierzig Jahren in Richtung Nullzins gedrückt hat.

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Griechenlandrettung – ein einziges Desaster

Erfahrungen mit Austeritätspolitik

„Nichts ist gefährlicher als eine Idee, wenn man nur eine hat“, stellte einst der französische Philosoph Badiou fest. Das einzige politische Projekt, die einzige Idee, die Europa zu haben scheint, ist die Austerität, also die Sanierung Europas mittels eisernen Sparens. Da sind sich Konservative und Sozialdemokraten europaweit offensichtlich vollkommen einig.

Das Erschreckende daran ist: Es ist eine Idee, die keine Theorie im Rücken hat, keine nachweisbaren Erfolge zeigt, dafür aber direkt zur größten politischen Katastrophe des letzten Jahrhunderts führte.

Nach dem Börsenkrach von 1929 zogen führende Nationen wie USA, Frankreich, Japan und Deutschland den Geldstecker und versuchten sich erstmals an der Gesundung des Staatswesens mit dem Instrument der Austerität. Argumentiert wurde mit der Moralkeule. US-Präsident Hoover meinte: „Wir können Wohlstand nicht durch Verschwendung herstellen“ und der deutsche Reichskanzler Brüning ergänzte: „Ohne Schmerzen wird niemand gesund.“

Die Ergebnisse der Einschnitte waren katastrophal: In den USA stieg die Arbeitslosigkeit in zwei Jahren von 8 auf 30 Prozent, Deutschland versank in Massenarbeitslosigkeit, in Frankreich brach die Industrie zu einem Viertel weg, und Japan, das am härtesten sparte, erlebte den größten wirtschaftlichen Zusammenbruch in Friedenszeiten. Ähnlichkeiten mit den heutigen Ergebnissen in Südeuropa sind eindeutig und auch folgerichtig.

Schlimmer noch waren die politischen Folgen. Während in den USA mit dem keynesianisch geprägten New Deal von Hoovers Nachfolger Roosevelt die Notbremse zum Besseren gezogen wurde, putschte sich das Militär in Japan an die Macht. Frankreich schwächte sich weiter durch Kürzungen und in Deutschland wurde mit Hitlers Machtübernahme der Weg für die schlimmste Katastrophe des 20. Jahrhunderts geebnet. „Griechenlandrettung – ein einziges Desaster“ weiterlesen

Schäubles „Unmöglichkeitstheorem“

Thales, Pythagoras, Platon, Aristoteles, Euklid, Archimedes waren griechische Philosophen und Mathematiker, die der Menschheit die höhere Mathematik vererbt haben. Jeder mag sich sein eigenes Bild machen, ob die heutige griechische Generation diesem Vermächtnis noch entspricht.

Doch auch das übrige Europa tut sich schwer, das Wesen der Mathematik zu verstehen, insbesondere dann, wenn sog. Ökonomen versuchen Ökonomie mit Mathematik gleichzusetzen. Mathematik ist ein sinnvolles Hilfsmittel um ökonomische Entwicklungen empirisch zu begleiten, es ist aber ein entscheidender Fehler, ökonomisches Denken durch Mathematik zu ersetzen.

Die heute herrschende ökonomische Lehre baut auf einem vereinfachten Standardaxiom (Grundannahme) auf und leitet daraus Erkenntnisse ab (Deduktion). Das Problem dabei ist, dass dieses Axiom nicht mal näherungsweise mit dem realen und sehr komplexen Wirtschaftsgeschehen übereinstimmt. Dennoch glauben die Apologeten (Befürworter) dieser Theorie ihre wirtschaftspolitischen Maßnahmen daraus ableiten zu können. Die so gewonnen theoretischen Implikationen werden uns mit der Genauigkeit der Euklidischen Wissenschaften präsentiert und gleichwohl setzt sich der Eindruck durch, dass nicht mal die Grundrechenarten verstanden worden sind.

Grundrechenarten

Versuchen wir es zunächst mal mit den einfachsten ökonomischen Zusammenhängen und dabei reichen die Grundrechenarten aus.

  • Die Geldvermögen des Einen sind immer die Schulden des Anderen.

Wenn uns die Politik dazu aufruft angesichts der sich prognosegemäß leerenden Rentenkassen private Altersvorsorge anzusparen, so ist vielen Menschen nicht klar, dass der monatliche Sparvorgang etwa in einen Banksparplan oder eine Lebensversicherung nur möglich ist, wenn es einen anderen Menschen oder eine andere Institution gibt, die sich in gleicher Höhe verschuldet. Schulden und Vermögen sind die beiden Seiten der gleichen Medaille. Diesen Zusammenhang illustriert sehr schön die nachfolgende Grafik:

Schulden und Vermögen in Deutschland

Quelle: Deutsche Bundesbank

Nun sagen uns aber die Politiker, insbesondere Herr Schäuble, dass der Staat sparen im Sinne von weniger ausgeben soll. Das ist ein Problem, denn sie rufen ja gleichzeitig dazu auf zu sparen im Sinne der Vermögensbildung. Dazu braucht man aber Schuldner, doch der Staat strebt die „schwarze Null“ an und steht ebenso nicht zur Verfügung, wie die Unternehmen. Diese sitzen auf hohen Vermögensbeständen und investieren nicht und machen demnach im Gegensatz zu früher auch keine Schulden mehr. Niemand verschuldet sich mehr, also kann das System „Schwarze Null“ bei gleichzeitigem Aufruf zur Vermögensbildung nicht aufgehen. Wir können konstatieren, es handelt sich hier um „Schäubles Unmöglichkeitstheorem“. „Schäubles „Unmöglichkeitstheorem““ weiterlesen

Geldsystem und Schuldenbremse

Dieser Tage hat das Bundeskabinett beschlossen und voller Stolz verkündet, dass nun endlich ein Haushalt ohne neue Schulden verabschiedet sei. Das findet natürlich breite Zustimmung, ebenso wie die in den Ländern und im Bund beschlossenen Schuldenbremsen.

Nun, bei der Diskussion des Themas beschleicht einen der Gedanke, dass die meisten Leute und auch die politischen Verantwortlichen unser Geldsystem nicht wirklich verstanden haben.

Unser Geldsystem basiert auf Schuldversprechen und ist  nicht durch reale Waren gedeckt, ist also ein Vertrauenssystem. Man nennt es Fiat-Geld, von lateinisch fiat = es werde, es entstehe. Denn Geld wird in diesem System quasi aus dem Nichts erschaffen, wie in der biblischen Schöpfungserzählung die Welt (fiat lux = es werde Licht). Alles Geld ist Kredit!

Viele meinen, dass Banken nur das Geld verleihen, was sie zunächst von Sparern erhalten haben. In dieser Vorstellung gibt es erst die Spareinlage und dann Kreditvergabe. Und genau so habe auch ich es an der Universität gelernt und selbst die heutigen Studenten werden noch so unterrichtet.  Theoretische und empirische Studien aber zeigen, dass  es genau umgekehrt  ist:  Geld  entsteht,  indem  Kredite  vergeben  werden. Bei Begleichung der Schuld oder Bankrotten, verschwindet es wieder!

Weil alles Geld in unserem Geldsystem aus Kredit entsteht, ist das Ziel Schuldenbremse, welches sich die Fiskalpolitiker auf die Fahne geschrieben haben, bestenfalls als drollig zu bewerten.

Nicolae Ceausescus Rumänien war übrigens schuldenfrei. Wer die Schuldenfreiheit zum Ziel erklärt, verzichtet auf Investitionen und Wachstum und spart sich zu Tode. Schulden sind das Schmiermittel eines kapitalistischen Wirtschaftssystems.

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