Gier frisst Hirn – Bitcoin oder wie man den Verstand verliert

Der libertäre Traum vom Kryptogeld scheint wahr zu werden und manche kommen angesichts des Hypes um Bitcoin & Co. aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die bekannteste und am meisten verbreitete digitale Währung Bitcoin hat in 2017 eine Bewertungssteigerung von 1.400% erhalten. Doch Bitcoin war längst nicht das lukrativste Investment unter den Kryptogeldern in 2017. Der Spitzenreiter nennt sich „Ripple“ und legte ein Kursplus von unglaublichen 36.000 % vor.

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Doch ist die Bezeichnung Währung nicht eher ein Euphemismus? Was muss eine Währung bieten, um auch als solche bezeichnet werden zu können? Sie muss als Zahlungsmittel dienen, als Wertaufbewahrungsmittel sowie als Recheneinheit anerkannt sein. Doch nichts von alledem trifft zu. Schon eher erfüllten Zigaretten in der Nachkriegszeit einen Teil dieser Kriterien.

Doch für was steht Bitcoin außer für ungezügelte Spekulation und einer interessanten Technologie die dahintersteht, nämlich der Blockchain? Im Grunde steht es für Nichts, mit Ausnahme einer vollkommen falschen Vorstellung über unser Geldsystem. Kryptogeld hat keinen fairen Wert, ganz einfach, weil es keinen realen Gegenwert besitzt.

Die Befürworter argumentieren, dass Transaktionen mit diesem Geld wesentlich günstiger seien, als im herkömmlichen Bankensystem. Doch das stimmt nicht, denn kein normal denkender Mensch würde Bezahltransaktionen mit einer „Währung“ akzeptieren, die heute 20% steigt und morgen 30% verliert. Und diese finden wohl auch nicht statt. Bitcoin kann bis zu 7 Transaktionen je Sekunde durchführen, das Kreditkartenunternehmen VISA schafft deren 3.700 pro Sekunde. Kryptogeld benötigt zur Herstellung ungeheure Rechenleistungen und verbraucht so viel Energie wie das Land Dänemark.

Die gewaltige Spekulationsblase, die sich gerade um Bitcoin & Co. aufbaut, hat damit zu tun, dass die herrschende ökonomische Lehre es nicht geschafft hat, den Menschen das Geldsystem zu erklären, mit dem sie seit vielen Jahrzehnten leben. Das hängt wohl unmittelbar damit zusammen, dass auch eine Vielzahl dieser Ökonomen das System selbst nicht verstanden hat oder verstehen will.

Wir wissen nicht wie weit sich diese „Bubble“ noch aufpumpt. Wir wissen aber genau, wie sie endet. Nämlich so, wie inhaltlich angelegt und wie wir es seit Jahrhunderten kennen – ohne Gegenwert im Nichts.

Wenn ein Spaßvogel die Kryptowelt mit der Kreation einer Spaßkryptowährung namens „Dogecoin“ (mit Hundelogo) auf den Arm nehmen wollte, und damit aktuell einen Gegenwert von 2 Mrd. USD erzeugt hat, dann ahnt man, dass all diese Spekulation mit echten Werten nichts zu tun hat.

Die Finanzindustrie hat viel zu viel Geld (Schulden = Geldvermögen) erzeugt ohne Gegenwert, daher steigen alle möglichen Sachwerte im Kurs: Immobilien, Aktien, Wein, Kunst, Oldtimer, Fußballer etc. Für einen da Vinci (450 Mio. €) kann ich zwei Neymars (222 Mio. €) kaufen. Beide Preise sind absurd. Irgendwann wird diese Absurdität zu größeren Problemen führen.

Und nochmal zur Erinnerung. Erzeugt wurde diese Geldflut von den privaten Geschäftsbanken (über 90%) und nur zu kleinen Teilen von den permanent kritisierten Zentralbanken mit ihren Stützungsaktionen.