Erleichterung in Europa – Macron gewinnt französische Wahl

Europa atmet auf. Le Pen scheitert und die Finanzmärkte jubeln, zumindest kurzfristig. Doch was bedeutet die Wahl für die europäische Einigung. Können Frankreich und Deutschland wieder an einem Strang ziehen, denn die Gegensätze sind trotz regelmäßiger Küsschen der Regierungschefs frappierend. Hier der kraftstrotzende „Exportweltmeister“ und dort die französischen Probleme, die Hollande nicht meistern konnte.

Macron möchte, dass Deutschland seine starken Überschüsse abbaut, Deutschland fordert von Frankreich Strukturreformen und meint damit nichts Anderes als Lohndumping. Und in der Tat klaffen die Lohnentwicklungen seit Beginn des Euro weit auseinander.

Quelle: makoskop.eu/Flassbeck/die lange Sicht: Frankreich und Deutschland

Den Wettbewerbsvorteil, den sich Deutschland damit aufgebaut hat, begonnen übrigens schon längst vor Schröders Agenda (Bündnis für Arbeit 1996), kann Macron mit welcher Politik auch immer niemals einebnen. Deutschland muss hier Zugeständnisse machen, investieren und Löhne schneller anheben als die Franzosen. Sollte Frankreich allerdings eine deutsche Agenda Politik versuchen, wird der Euro auseinanderfallen und die Einigung Europas gleich mit.

Was viele nicht verstehen ist, dass Deutschlands Lohndumping nur funktionieren konnte, weil alle anderen nicht mitgemacht haben und stattdessen unsere Exportüberschüsse per Kredit bezahlt haben. Und zugleich haben wir neben unseren Waren auch die Arbeitslosigkeit in unsere Partnerländer exportiert. (Beggar Thy Neighbour Policy oder Merkantilismus in Reinform).

Und es ist auch ein Märchen, dass sich unser Wettbewerbsvorteil vor allem aus der überlegenen Industrietechnik speist. Denn die französische Industrie verfügt sogar über eine leicht höhere Produktivität als die deutsche. Sollte nun Frankreich Deutschland nachahmen wollen, so wird sich dort eine Entwicklung wie in Südeuropa auftun. Die sozialen Verwerfungen werden dann Frau Le Pen spätestens bei der nächsten Wahl an die Macht bringen.

Die Aktienmärkte würde ein Szenario des Lohndumpings in Frankreich nicht wirklich stören, während die Zinsen weiter im Zerobereich verharren. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland Kompromissfähigkeit zeigt, sonst wird der Sparer noch ewig auf Zinssteigerungen warten.