Erfahrungen mit Austeritätspolitik
„Nichts ist gefährlicher als eine Idee, wenn man nur eine hat“, stellte einst der französische Philosoph Badiou fest. Das einzige politische Projekt, die einzige Idee, die Europa zu haben scheint, ist die Austerität, also die Sanierung Europas mittels eisernen Sparens. Da sind sich Konservative und Sozialdemokraten europaweit offensichtlich vollkommen einig.
Das Erschreckende daran ist: Es ist eine Idee, die keine Theorie im Rücken hat, keine nachweisbaren Erfolge zeigt, dafür aber direkt zur größten politischen Katastrophe des letzten Jahrhunderts führte.
Nach dem Börsenkrach von 1929 zogen führende Nationen wie USA, Frankreich, Japan und Deutschland den Geldstecker und versuchten sich erstmals an der Gesundung des Staatswesens mit dem Instrument der Austerität. Argumentiert wurde mit der Moralkeule. US-Präsident Hoover meinte: „Wir können Wohlstand nicht durch Verschwendung herstellen“ und der deutsche Reichskanzler Brüning ergänzte: „Ohne Schmerzen wird niemand gesund.“
Die Ergebnisse der Einschnitte waren katastrophal: In den USA stieg die Arbeitslosigkeit in zwei Jahren von 8 auf 30 Prozent, Deutschland versank in Massenarbeitslosigkeit, in Frankreich brach die Industrie zu einem Viertel weg, und Japan, das am härtesten sparte, erlebte den größten wirtschaftlichen Zusammenbruch in Friedenszeiten. Ähnlichkeiten mit den heutigen Ergebnissen in Südeuropa sind eindeutig und auch folgerichtig.
Schlimmer noch waren die politischen Folgen. Während in den USA mit dem keynesianisch geprägten New Deal von Hoovers Nachfolger Roosevelt die Notbremse zum Besseren gezogen wurde, putschte sich das Militär in Japan an die Macht. Frankreich schwächte sich weiter durch Kürzungen und in Deutschland wurde mit Hitlers Machtübernahme der Weg für die schlimmste Katastrophe des 20. Jahrhunderts geebnet. „Griechenlandrettung – ein einziges Desaster“ weiterlesen